Werbe-Kampagne: ING-DiBa

Es sind die Dinge, welche sich zufällig ergeben. Ich war zu der Zeit, out of drag, Mitarbeiter der ING. Dass “wir” als Unternehmen gerade ein Casting für eine Dragqueen in einer Kampagne am Laufen hatten, ging an mir vollkommen vorbei. Es war eine Kollegin aus dem Marketing, welche mich darauf ansprach, ob ich nicht bei dem Casting mitmachen möchte.

Die Herausforderung des Ganzen: Der Dreh war noch in der gleichen Woche geplant. Es galt Casting, Kostümprobe und Drehtag innerhalb einer Woche abzuhandeln. Das war vor allem mit fixen Arbeitszeiten und der vorherrschenden Urlaubszeit im Brotberuf schwierig.

Das Casting fand in der Mittagspause statt, die Kostümprobe an einen späteren Nachmittag und für den Drehtag selbst, hab ich glücklicherweise dann doch einen Urlaubstag bekommen.

Die Vorbereitung

Da der Dreh bereits in der gleichen Woche geplant war, ging es dann ziemlich Schlag auf Schlag. Ich bekam die Zusage nach dem Casting der Agentur und war direkt zu einer Kostümprobe eingeladen und brachte eine kleine Auswahl meiner eigenen Outfits. Die Auswahl viel zum Glück auf meinen Abendmantel mit Kunstpelz – mein zu dieser Zeit mit Abstand bestes Outfit und Gesamt-Konzept.

Wig und Makeup waren ebenfalls in meiner Hand. Von der Seite der Produktion wurden Ohrringe, Halskette und Nägel bereitsgestellt.

Das kleine Missverständnis

Was natürlich auch noch offen war: Das Geld. Aufgrund der Kurzfristigkeit, wurde mir nur zwei Tage vor dem Dreh ein Vertag zu unterzeichnen gegeben. Der Betrag war dabei noch offen. Ich hatte mich in der kurzen Zeit versucht zu informieren, was “mein Wert” ungefähr ist – irgendwas zwischen “Spezial Model” und “Laienschauspielerin”. Wirklich hilfreich war aber kaum eine Information, welche ich im Vorfeld fand. Also entschied ich mich einen eigenen Betrag zu nennen, den ich als “mutig” empfand.
Nachdem ich den Betrag nannte wurde mir von der Person, welchen mir den Vertrag vorgelegt hatte, gesagt, dass sie das kurz abklären muss. Hier kam es irgendwo zu einem Missverständnis.

Ich hatte in meiner Wahrnehmung den Betrag für den gesamten Drehtag genannt. Als die Person wiederkam wurde mir gesagt, dass das als Stundensatz in Ordung geht und ich den Betrag eintragen kann. Als mein genannter Betrag mal acht – und weil am Drehtag überzogen wurde schlussendlich mal zehn.

Der Produktionstag

Ich wurde um 07:00 abgeholt. Das hieß für mich dass, Mitten in der Nacht mit dem Makeup begonnen wurde. Mein Prozess zu dieser Zeit war noch um einiges langsamer – und natürlich sollte es gerade für mein größtes Booking am besten sein. Der Wecker ging glaub ich gegen 04:00.

Ich war, zu meiner eigenen Überraschung, pünktlich fertig, wurde abgeholt und zum Set gebracht. Die Location, ein Haus am Rande von Wien, war zu meinen Leidwesen ohne Klimaanlage. Hochsommer, das viele technische Equipment und das große Team führten zu einer gewissen… Wärmeentwicklung.

Klarerweise wurde aber nicht direkt mit dem Dreh gestaret sondern noch diverseste Dinge abgeklärt und die Dragqueen, welche extra früh aufgestanden ist, mal eine Zeit lang warten gelassen.

Der geplante Dreh wurde etwas überzogen. Gegen 15:00 war ich fertig – und fertig.

 

Resultat

Nach dem Drehtag wurde es eine Zeit lang ruhig. Es dauerte dann ein paar Monate bis die Kampagne gestartet wurde. Dann wurde mit TV, Plakat, Social Media, Youtube und Website Bannern mit meinem Sujet geworben.

Ingesamt war die Kampagne mein bisher (bei weitem) am  besten bezahlter Job. Der “persönliche” Werbewert dahinter war aber natürlich nicht sonderlich groß. Geworben wurde mit einer Dragqueen für ein Sparprodukt – der Name “Erika Empire” fand in der offiziellen Kampagne keine Erwähnung, nur auf Social Media, in Presse-Aussendungen und so manchen Marketing Magazinen.

Mittlerweile sind auch einige Jahre vergangen, die ING hat sich aus dem Österreichischen Markt zurückgezogen und viel blieb von der damals groß angelegten Kampagne nicht übrig. Nur ein paar Geister auf Social Media und die großen Plakatbögen, welche zusammengerollt auf meinem Kasten leben.